Schreiben ist eine Form persönlicher Freiheit (DON DE LILLO)

Herzlich Willkommen auf meinem Blog. Hier möchte ich in unregelmäßigen Abständen meine Gedanken und Positionen zu unterschiedlichen politischen Themen aufschreiben.

24. Mai 2010

Elternverantwortung muss man leben dürfen

Eines vorab in Hinblick auf den Artikel in der "Welt am Sonntag" vom 23.5. (http://bit.ly/aV6qa3) und Bild.de (http://bit.ly/aUgfUE) von heute: Bitte den Begriff „Mütterquote“, den ich nie verwendet habe, streichen und vergessen! Lasst endlich auch die Väter in unseren Wortschatz ein! Wenn schon, dann „Elternquote“, wobei eine Quote ein fragwürdiges Instrument ist. Es wäre ja schon mal schön, wenn diese Diskussion bewirken könnte, dass Eltern ein „bonus“ zugeordnet wird, anstatt wie bisher ein „malus“!!


Bei gleicher Eignung: Gelebter Elternerfahrung Vorrang geben!

Macht unsere Gesellschaft wirklich Lust drauf, den Lebensentwurf Eltern zu realisieren?
Materielle Absicherung in der Babyzeit – wie das Elterngeld – und ausreichend Betreuungsplätze sind wichtig, aber nicht kriegsentscheidend. Maßgeblicher ist doch, wie das Leben als Eltern danach weitergeht. Das größte Hindernis für eine Entscheidung fürs Kind ist unsere elternfeindliche Arbeitswelt, ist der hohe Chancenverlust, den man hierzulande erleidet, wenn im Erwerbsleben das Kind ins Spiel kommt. Egal, ob man einige Zeit familienbedingt aussetzt oder familienbedingt in Teilzeit arbeitet, sogar, wenn man Vollzeit arbeitet, gilt: Trägt man Familienverantwortung, schließen sich quasi automatisch in den Köpfen vieler deutschen Personaler, Chefs und Arbeitgeber etliche Türen. Ausnahme: Das beliebteste Modell deutscher Arbeitgeber: der mit einer Hausfrau verheiratete, Vollzeit arbeitende Alleinverdiener. Bei diesem wirken Kinder sogar karrierefördernd, weil man davon ausgehen darf, dass er sich zukünftig noch mehr anstrengt, um den Familienmehrbedarf zu verdienen. Ansonsten tritt der bekannte Reflex ein: Wer vom kinderlosen Arbeitnehmer zum Elternteil mutiert, gilt als nur noch eingeschränkt einsatzfähig. Eine Leitungsfunktion in Teilzeit? Undenkbar! Eine Beförderung trotz Elternzeit – selbst wenn sie schon Jahre zurückliegt – ist im Wettbewerb mit dem Arbeitnehmer ohne „Aussetzer“ schwer vorstellbar.

In unserer Arbeitswelt gibt es Verantwortung vor allem für die, die ihrer Elternverantwortung nicht nachkommen. Welch fataler Fehler: Wer Familienleben gelebt, genossen und organisiert hat, wer Kinder erzieht und durchs Leben begleitet – im Alltag, nicht als Wochenend-Event – der ist es, der Qualität in Führung und Selbstorganisation erwirbt. Mitarbeiter, die auch Eltern sein dürfen, gewinnen an Zeitmanagement, Effektivität, Motivation und Freude an der Arbeit, weil sie Freude am Leben gewinnen. Sie haben einen Zugewinn an „open mind“ – weil sie jeden Tag die Rückkopplung an das „echte“ Leben haben, weil sie das beste Persönlichkeitstraining absolvieren und jeden Tag zusätzlichen Lebenssinn erfahren. Mitarbeiter, die „ungestraft“ ihre Elternverantwortung wahrnehmen können, Mitarbeiter, die Führungskompetenz nicht in Lehrgängen und auf dem Trockendock aneignen müssen, sondern sie täglich im Echteinsatz an der „Familienfront“ entwickeln, müssen endlich auch in der Arbeitswelt ihre Qualitäten einsetzen dürfen. Deshalb sage ich: Bei gleicher Eignung der Bewerber muss es Vorrang für gelebte Elternerfahrung geben!



Ihre Meinung dazu interessiert mich! christine.haderthauer@googlemail.com